230 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
kunst der geübten Truppen und die Einheit und Planmäßigkeit der Bewe-
gungen gegenüber der vielgegliederten Kriegsmacht der andern Mächte sich
anfangs noch geltend machte. Der Herzog von Savoyen entsagte dem fran-
zösischen Bündniß, zog aber dadurch schwere Kriegsnoth über sein Land.
Ven dorne, ein geschickter Feldherr, eroberte Piemont und die reichen Fluren
der Lombardei und gedachte sich mit dem Kurfürsten von Bayern, der nach
der Besetzung der Reichsstadt Ulm in Tyrol einfiel, Kufstein erstürmte
und über Ins druck dem Brenner zuzog, zu verbinden; allein der muthige
Aufstand d e r T y r o l e r, die von den wohlbekannten Berghohen und aus
den unzugänglichen Thalschluchten die Bayern mit ihren Büchsen angriffen
und durch einen wohlgeleiteten Schaarenkrieg am Vorrücken hinderten, ver-
eitelte den Plan. Der Kurfürst mußte nach großen Verlusten Tyrol räumen
und zum Marschall Villars, der durch das Kinzigthal an die obere Donau
gedrungen und Bayern gegen die Feinde geschützt hatte, zurückkehren. Die
Einnahme von Augsburg und Passau, wodurch sich Max Emanuel zu
entschädigen hoffte, war die letzte glückliche Waffenthat der Bayern und
Franzosen. Als weder die Mahnungen des Kaisers noch die Verwüstung des
bayerischen Landes den verblendeten Fürsten von seinem Bunde mit Frank-
1704• reich abzuziehen vermochten, er vielmehr im nächsten Jahr seine Truppen
mit dem von den Marschällen Vi llars und Tallard befehligten französi-
schen Heer verband, vereinigte sich Eugen mit dem Anführer der Reichsarmee
Ludwig von Baden und trat in Schwaben den Feinden entgegen. Unab-
hängig vom Wiener Hofkriegsrath konnte Eugen bei allen Unternehmungen
seinem eigenen Geiste folgen. Bald schloß sich Marlborough nach einem
meisterhaften Zuge am Rhein und der Mosel (wo er seine Absicht nicht nur
vor den ihn verfolgenden Franzosen, sondern sogar vor seinen eigenen hol-
ländischen und englischen Truppen zu verbergen wußte), den beiden andern
an; worauf Eugen und Marlb orough den alten bedächtigen Markgra-
fen Ludwig zur Belagerung von Ingolstadt abschickten und dann in der
^70^'Schlacht bei Höchftädt (oder wie die Engländer sie nennen, von Blen-
heim) die französische und bayerische Armee aufs Haupt schlugen. 20,000
Leichen deckten das Schlachtfeld, 15,000franzosen, darunter Tallard selbst,
geriethen in Gefangenschaft, das ganze Kriegsgeräthe wurde erbeutet. Der
Kurfürst von Bayern mußte den Franzosen über den Rhein folgen und sein
Land dem Kaiser preis geben, dessen Beamte das unglückliche Volk auf bar-
barische Weise peinigten. Und als endlich der Druck die Bayern zur Em-
pörung trieb und sie die Dränger, die ihren Wohlstand vernichteten und ihre
Söhne zur Armee schleppten, erschlugen, rückten östreichische Truppen ein
und vermehrten durch Raub und Mord die Leiden des Volkes. Und um
das bayerische Fürstenhaus für seine undeutsche Gesinnung zu züchtigen,
i70ö-ii'.sprach der neue Kaiser Joseph I-, der seines Vaters Politik und Gesin-
i7v5. nung beibehielt, über Max Emanuel und seinen Bruder, den Kölner
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Extrahierte Personennamen: Max_Emanuel Max Eugen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Marlborough Eugen Ludwig Ludwig Joseph_I- Max_Emanuel Max
Die Reformationsversuche der Regenten und Minister. 311
ererbte Land, ließ sich leicht bereden, Josephs Ansprüche auf Niederbayern,
die Oberpfalz und die Herrschaft Mindelheim in einem Vertrag (Convention)
als gültig anzuerkennen, um durch Abtretung dieser Landschaften Vortheile
für seine natürlichen Kinder zu erlangen. Friedrich Ii., besorgt übeu-Oest-
reichs Vergrößerung, suchte dieses Vorhaben zu Hintertreiben, indem er den
nächsten Erben, Herzog Karl von Zweibrücken, bewog, bei dem
Reichstage gegen die Convention zu protestiren, und als dies ohne Erfolg
blieb, ein Heer in Böhmen einrücken ließ, um mit gewaffneter Hand eine
Aeuderung des bestehenden Zustandes zu hindern. Dies führte den Bayeri-
schen Erbfolgekrieg herbei, wo im Felde nur wenig, desto mehr mit der^78-?s.
Feder gestritten wurde, indem sich beide Theile bemühten, durch gelehrte
juristische Abhandlungen ihr Recht zu beweisen. Da aber alle Staaten einen
allgemeinen Krieg scheuten, sogelanges der Vermittelung Rußlands und
Frankreichs, die Kaiserin Maria Theresia, die an der Neuerungssucht ihres
Sohnes kein Wohlgefallen hatte, zu dem Frieden von Teschen zu bewe-
gen, worin dem pfälzischen Hause Bayern, dem östreichischen das Inn -
viertel mit Braunau und dem preußischen die Erbfolge in den Mark-
grafschaften Ansbach und Bayreuth zugesichert ward. Nach dem Tode
Maria Theresia's machte der über diesen Ausgang ungehaltene Kaiser einen
zweiten Versuch, Bayern an sich zu bringen, indem er die östreichischen
Niederlande (Belgien) als burgundisches Königreich dagegen
austauschen wollte. Auch dazu ließ sich Karl Theodor bewegen. Aber
Friedrich Ii. suchte durch Stiftung des Fürstenbundes, der allmäh-
lich Hannover, Kursachsen, Kur-Mainz, Baden, Anhalt, Mecklenburg u. a. 1733.
umfaßte und dessen Zweck die Erhaltung des Reichs in seinem dermaligen
Zustande war, auch diesen Plan zu hintertreiben und dem Pfälzer Haus
abermals die Erbfolge in Bayern zu sichern. Der Fürstenbund hob in dem-
selben Grade die Macht und Bedeutung des preußischen Königs, wie er das
kaiserliche Ansehen vollends untergrub. So wurden die Bande, die das
deutsche Reich umschlossen, immer mehr gelockert. Jeder Fürst strebte nach
selbständiger, unbeschränkter Macht; jeder bildete einen kleinen Hof, wo in
Pracht und Verschwendung, in Sitten und Moden, in Sprache, Literatur
und Kunst der Hof in Versailles als Vorbild diente.
tz. 686. b) Oestreich. In Oestreich, wo keine Stande die kaiserliche
Macht beschränkten, konnte Joseph Ii. seine Reformen mit besserem Erfolge aus- Maria
führen, als in Deutschland. Maria Theresia hatte schon wahrend ihrer vierzig- Thercha
jährigen Regierung in Verbindung mit ihrem verständigen und aufgeklärten Mi- 1780.)
nister Kaunitz mancherlei Mißbräuche abgestellt und manche zeitgemäße Aende-
rung auf ruhigem Wege und mit Umsicht und Besonnenheit gegründet. Das
Heer - und Kriegswesen hatte eine gänzliche Umwandlung erfahren, das
Gerichtswesen war neu gestaltet worden und in die Finanzen hatte ihr
Gemahl, der sich auf Handel und Oekonomie vortrefflich verstand und mit kauf-
männischen Talenten besser ausgerüstet war, als mit diplomatischen oder kriege-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Karl_von_Zweibrücken Karl Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia's Maria Karl_Theodor Karl Friedrich_Ii Friedrich Oestreich Joseph_Ii Maria Maria Maria_Theresia Maria Theresia Kaunitz
368
Die französische Revolution.
Sardi-
nien.
1796.
1798.
1802.
Lombas
dei.
Mai
1796.
V. Frankreich unter der Direktorial-Regierung
(26. Dct. 1793 bis 9. Rov. [18. Sstumaire] 1799).
§. 733. Napoleons italienische Feldzüge bis zum Frieden
von Campo Formt o. Victor Amadeus Iii., König von Sardinien,
hatte ein prunkendes Heerwesen eingerichtet und den zahlreichen Adel seines Lan-
des mit Ossizierstellcn versorgt (§. 638 b.); als aber die republikanischen Heere
der Franzosen in Sav oy en und N iz z a einrückten, erlagen seine Truppen den
Schlägen der begeisterten Schaaren. Der Regierungswechsel in Paris und die
Betrügereien der Lieferanten brachten jedoch bald schreckliches Elend über die
französische Armee in Italien. Die Soldaten litten an Allem Mangel; sie
hungerten und ihre Kleidung war im jämmerlichsten Zustande; seitdem der
Schrecken sie nicht mehr vorwärts trieb, schien ihre Kraft gewichen; — da er-
schien Napoleon Bonaparte als Obergeneral. Von der Natur mit ausgezeichne-
ten militärischen Gaben ausgerüstet, wußte er die muthlosen Truppen, bei denen
sich talentvolle Unterfeldherren und Offiziere befanden, bald so zu begeistern und
an sich zu fesieln, daß sie unter seiner Leitung jeder Gefahr trotzten und ihm von
Sieg zu Sieg folgten. Freilich waren dabei die reichen Schätze Italiens, deren
Napoleon nicht schonte, ein Hauptsporn zur Tapferkeit für arme und gierige
Soldaten.
Am 11. und 12. April schlug Napoleon bei Millesim o und den 13.
und 14. bei Montenotte den fast 80jährigen östreichischen Feldherrn
Beaulieu, trennte durch diese Siege die Oestreicher von den Sardiniern
und setzte den König Victor Amadeus durch einen raschen Zug gegen Turin
(nach dem siegreichen Treffen von Mondovi) so in Schrecken, daß dieser in
einen schimpflichen und nachtheiligen Frieden willigte, worin er Savoyen
und Nizza an die Republik abtrat, dem französischen Heerführer sechs Fe-
stungen seines Landes überließ, große Geldsummen bezahlte und die drückende
Verpflichtung einging, den französischen Heeren jederzeit den Durchzug durch
sein Land und während deffelben die nöthigen Lebensmittel zu gewähren und
an keinem Bunde gegen Frankreich Theil zu nehmen.
Durch diesen Frieden wurden die Franzosen die eigentlichen Gebieter von Piemont.
Fünf Monate nachher starb Victor Amadeus und überließ den Thron seinem frommen
aber schwachen Sohne Karl Em a n uel Iv. (1796—1802), einem Schwager des unglück-
lichen Ludwigs Xvi. Diesem trotzten die Sieger noch die Citadeue von Turin ab, als
Oestrcich und Neapel von Neuem Krieg drohten, und mißhandelten ihn so lange, bis er
der Regierung über Piemont entsagte und sich mit seiner Familie nach Sardinien begab.
Umsonst protestirte er feierlich gegen den ihm aufgelegten Zwang; die französische Regie-
rung nahm Besitz von seinem Lande, das zuletzt von Napoleon mit Frankreich vereinigt
und in sechs Departcmente gctheilt ward, als Karl Emanuel seinem Sohne Victor Ema-
nuel seine Rechte abgetreten und sich nach Rom begeben hatte.
Nach dem Frieden mit Piemont setzte Napoleon rasch seinen Siegeslauf
fort. Er erzwang den Uebergang über die Brücke von Lodi, zog mit
königlichem Glanz und unter dem Jubel des leichtsinnigen Volkes in das
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Victor_Amadeus Napoleon Napoleon Napoleon Victor_Amadeus Mondovi Victor_Amadeus Karl_Em Karl Ludwigs Napoleon Karl_Emanuel Karl Victor_Ema- Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sardinien Paris Italien Italiens Nizza Frankreich Turin Neapel Sardinien Frankreich Rom
Frankreich unter der Directorial-Regierung. 369
östreichische Mailand ein und schreckte die kleinen Fürsten von Italien so
sehr durch sein Waffenglück und seinen Uebermuth, daß sie um jeden Preis
den Frieden von dem kühnen und klugen Sieger zu erhalten strebten.
Napoleon trotzte den lombardischen Städten, den Fürsten von Parma,
Modena, Toscana u. a. ungeheuere Summen und die werthvollsten Ge-
mälde, Kunstschatze, Manuscripte ab. Er verfuhr wie einst die römischen Feld-
herrn, die er aus Plutarchs Lebensbeschreibungen kannte. Er bereicherte die
französische Hauptstadt mit den Werken des Genius, um das schaulustige und
eitle Pariser Volk zu ergötzen.
An die Stelle des alten Beaulicu trat nun Wurmser. Aber auch
dieser ward bei Caftiglione geschlagen, worauf die Franzosen das feste^.Aug.
Mantua einschlossen. Umsonst suchte Wurmser die Stadt zu befreien; in
zwei Treffen besiegt, wurde er endlich selbst mit dem Reste seiner Ärmere in
Mantua belagert. Das zu seiner Befreiung unter Alvinzi abgesandte Heer
erlitt drei blutige Niederlagen (bei Arcole, Rivoli und La Favorita), ‘
wodurch die ganze östreichische Kriegsmacht theils vernichtet ward, theils in
Gefangenschaft gerieth. Dies nöthigte den wackern Wurmser, Mantua an
den glorreichen Sieger, dessen Name bereits in Aller Munde war, zu über-
geben. Bonaparte, des Feindes Tapferkeit ehrend, gewahrte dem greisen 2-
Feldherrn mit seinem Generalstab und einem Theil der muthvollen Besatzung
freien Abzug. Erschreckt über diese raschen Erfolge eilte Papst Pius Vi.,
durch den nachtheiligen Friedenvontolentino (worin er auf Avignon w-Febr.
und Venaissin verzichtete, Bologna, Ferrara u. a. O. abtrat, 30 Millionen
Livres bezahlte und eine Anzahl werthvoller Gemälde lieferte) das siegreiche
Heer von dem Einzug in den Kirchenstaat abzuhalten. Bald nachher über-
nahm Erzherzog Karl die Führung der östreichischen Armee in Italien; aber
ohne bessern Erfolg. Auch er mußte sich nach großen Verlusten mit den ent-
muthigten Truppen zurückziehen, woraus Bonaparte ihn bis nach Klagen-
furt verfolgte — in der Absicht auf Wien loszugehen. Kaiser Franz, be-
sorgt über das Schicksal seiner Hauptstadt, ließ sich durch weiblichen Einfluß
gerade in dem Augenblick zum Abschluß des nachtheiligen Präliminar-^??"*
friede ns von Leoben bestimmen, als die Lage der französischen Armee
durch das Ausbleiben der erwarteten Hülfstruppen und durch die unruhigen
Bewegungen der kräftigen Tyroler, Steyrer und Kärnthner bedenklich zu
werden ansing. Die bis zum völligen Friedensschluß eingegangene Waffen-
ruhe wußte nunmehr Napoleon vortrefflich zur Demüthigung des einst so
stolzen und mächtigen V e n e d i g zu benutzen.
Der morsche Freistaat, dessen oligarchische Verfassung den Forderungen der Venedig.
Zeit nicht mehr entsprach, hatte bisher zwischen den kriegführenden Machten eine
Neutralität beobachtet, die von beiden Seiten wenig geachtet wurde, weil sie nur
die Folge der Ohnmacht war. Die Franzosen trugen großes Gelüste nach der
reichen Handelsstadt mit ihren Flotten und Vorrathshausern und hatten bereits
mit vielen nach dem Umsturz der bestehenden Verfassung strebenden Demokraten
Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 24
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Franz Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mailand Italien Parma Modena Mantua Mantua Arcole Rivoli Mantua Avignon Bologna Ferrara Italien Wien Venedig
370
Die französische Revolution.
Verbindungen und Intriguen angeknüpft, als die Unbesonnenheit des Senats
einen willkommenen Anlaß zur allmählichen Vernichtung des republikanischen
Freistaats bot. Die im Rücken der französischen Armee entstandene Volksbewe-
gung erfüllte die venetianische Regierung mit der Hoffnung, die Feinde würden
den Streichen des rüstigen Landvolks erliegen; sie nährte daher die unter den
Bewohnern des venetianischen Festlandes berrschende Aufregung und rief dadurch
einen drohenden Ausstand hervor. Am 1/. April siel das ergrimmte Volk von
Verona und der Umgegend über die zurückgebliebenen Franzosen her, ermordete
sie und schonte nicht einmal der Kranken und Verwundeten in den Hospitälern.
Der feige Senat, in dem thörichten Glauben befangen, der Augenblick der
Rache sei gekommen, nahm im Vertrauen auf Oestreich eine kriegerische Haltung
an und billigte das Geschehene. Da traf plötzlich die Nachricht von dem Ab-
schluß des Friedens von Leoben ein und erzeugte in dem zaghaften Senat die
größte Bestürzung.
Statt dem kriegdrohenden Feinde muthig Widerstand zu leisten und mit
Ehren zu fallen, flehten die Rathsherren demüthig die Gnade des stolzen
Siegers an und willigten, unter Vorbehalt ihrer Pensionen, in die Ent-
lassung der tapfern Truppen (Slavonier) und in die Uebertragung der
Staatsgewalt an einen vom Volke neugewählten demokratischen Rath. Dies
war das Vorspiel zum gänzlichen Untergang des Freistaats, denn Napoleon
hatte die Absicht, Venedig auszuplündern und dann die ausgeleerte Stadt
als Entschädigung an Oestreich zu überlassen. Zu dem Ende zogen im Mai
die Franzosen in Venedig ein, führten die Schiffe und die Vorräthe des
Zeughauses weg, beraubten die Kirchen, Gallerien und Bibliotheken ihrer
schönsten Zierden und kostbarsten Schätze und hielten die Stadt so lange be-
setzt, bis die Unterhandlungen mit Oestreich so weit gediehen waren, daß der
11797.*' Friede von Campo Formio, wodurch Oberitalien als cisalpinische
Republik unter Frankreichs Herrschaft gerieth, zum Abschluß kam.
In diesem Frieden wurde das venetianische Gebiet nebst Dalmatien an Oestreich über-
lasten, wogegen dieses die, aus der östreichischen L o m b a r d e i, Mantua, Modena,
Ferrara, Bologna u. a. eroberten Ländcrstrecken und Städtegebietcn gebildete und
30. <$)ec nach Art der französischen Republik durch ein Directorium und zwei gesetzgebende Räthe
1797. verwaltete cisalpinische Republik anerkannte, in die Abtretung Belgiens an Frankreich
willigte und den entsetzten Herzog von Modena durch den Breis gau zu entschädigen
verhieß. Außerdem versprach Kaiser Franz, seine Truppen aus Mainz, Mannheim, Ehren-
breitstein, Ulm und andern Festungen zu ziehen, wodurch das deutsche Reich den französi-
schen Angriffen schutzlos preis gegeben ward. Mainz mußte sofort geräumt und damit das
ganze linke Rheinufer an Frankreich überlassen werden. Die geistlichen Kurfürsten und
andere zu Schaden gekommene Fürsten, Prälaten und Edelleute sollten auf dem rechten
!1 Decbr ^^inufer entschädigt und diese, so wie die übrigen, Deutschland betreffenden Punkte, aus
' dem Congreß von Rastatt regulirt werden. Diesen Eongrcß eröffnetenapoleon selbst,
aber das langwierige und verwickelte Friedcnsgeschäst vermochte seinen thatendürstcnden
Geist nicht lange zu fesseln. Er übertrug die Leitung einigen Diplomaten und begab sich
im Deccmber nach Paris, wo er vom Volke mit Jubel begrüßt und von der Dircctorial-
regierung, der er durch T al lepra nd vorgcstcllt ward, mit Ehren und Auszeichnung em-
pfangen wurde.
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleon Campo_Formio Oestreich Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Verona Venedig Venedig Oberitalien Frankreichs Dalmatien Mantua Modena Ferrara Bologna Frankreich Modena Mainz Mannheim Ulm Mainz Frankreich Deutschland Rastatt Paris
Das Consulat.
383
Oestreichern übergeben worden und diese demnach im Besitz des ganzen Lan- 4. Juni,
des waren. Dieser Zustand änderte sich jedoch bald. Fünftage nach Genua's
Fall erlitten die Oestreicher bei Montebello (durch Lannes'tapferkeit) 9-Sun»,
eine Niederlage und kurz nachher wurde unweit Alessandria die Schlacht von
Marengo geliefert, wo die Oestreicher unter Me las anfangs siegten, aber^-Zuni.
bei Erneuerung des Treffens durch den kurz zuvor aus Aegypten zurück-
gekehrten Desaix vollständig geschlagen wurden. Desaix, einer der edelsten
und größten Männer der Revolutionszeit, starb bei Marengo den Helden-
tod; ihm und dem jungen Kellermann war dieser Sieg, dessen Preis die
Wiedereroberung der Lombardei war, hauptsächlich zuzuschreiben. — Gleich-
zeitig war eine Armee unter Moreau, Lecourbe u. A. in Schwaben und
Bayern eingedrungen, hatte die Oestreicher bei M öskirch und auf dem
berühmten Schlachtfelde von H öchstädt und B lend h eim (§. 632.) zu- 19-Suni-
rückgeschlagen und zu dem Waffenstillstand von Parsdorf genöthigt, deris.juli,
den Süden von Deutschland den Franzosen eben so völlig preis gab, wie der
nach der Schlacht von Marengo abgeschlossene Vertrag von Alessan-
dria Italien. (Auf diesem Zuge siel der tapfere Latour d'auv ergn e,
der „erste Grenadier von Frankreich.") Da jedoch das Wlener Kabinet Beden-
ken trug, ohne England einen Frieden einzugehen, so wurde der Krieg bald
wieder erneuert. Aber der glorreiche Zug Macdonalds undmoncey's über
die mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Graubündtner Alpen und Moreau's
glänzender Sieg in der blutigen Schlacht von Hohenlinden, der den Fran- 3-®ef-
zosen den Weg nach Wien öffnete, nöthigte die Oestreicher, in dem Frieden y*.
von Lüneville die in Campo Formio eingegangenen Bedingungen anzuneh-
men und den Thalweg der Etsch und des Rheins als die Grenzen
des französischen Reichs anzuerkennen. Die Bildung einer italienischen
Republik unter Bonaparte's Präsidentschaft und die Bestimmung, daß die
zu Verlust gekommenen deutschen Fürsten und Reichsstädte durch säculari-
sirte Kirchengüter und aufgehobene Reichsstädte auf der rech-
ten Seite des Rheins entschädigt werden sollten, waren die folgenreichsten
Artikel des Friedens von Lüneville.
Aus dcr cisalpinischen Republik wurde eine italienische Republik, deren nach
Lyon berufene und von Talleyrand schlau geleitete Vertreter (Consulta) Bonaparte zum
Präsidenten wählten und ihm die Regierungsgewalt gänzlich anheimgaben.
Die g ese tz geb e n d e Ma ch t wurde einem aus verschiedenen Ständen gewählten Rath
und dessen Ausschüssen (Staats-Consulta) übertragen. — Die Unterhaltung eines großen
Heeres für den Dienst Frankreichs war eine drückende Last, wofür jedoch eine mäßige
Preßfreiheit und Theilnahme an dem öffentlichen Staatsleben einigen Ersatz gewährte.
Die Italiener, die von römischer Freiheit und Rcpublikanismus geträumt, krochen bald im
Staube vor dem neuen Machthaber, der in Mailand zum ersten Mal wieder die Messe be-
suchte, als Einleitung zum Abschluß des Concor dats. — Toscana wurde zu einem
Königreich Etrurien umgeschaffen und dem spanisch-b ourbonisch en Herzog
vonparma Ludwig I. übergeben, auf den zwei Jahre später sein unmündiger Sohn
Karl Ludwig unter dcr Vormundschaft seiner Mutter Marie Louise von Spanien folgte,
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Extrahierte Personennamen: Marengo Desaix Desaix Marengo Kellermann Lecourbe Marengo Ludwig_I. Karl_Ludwig Karl Ludwig Marie_Louise_von_Spanien
Extrahierte Ortsnamen: Alessandria Schwaben Deutschland Italien Frankreich England Fran- Wien Rheins Rheins Lyon Frankreichs Mailand
393
Das französische Kaiserreich.
erhielten. In Lucca blieb die Regierung Elisa's und ihres Gemahls in gutem Andenken.
Sie war voll Thätigkeit und guten Willens. Der Code Napoleon wurde eingeführt, die
Wohlthätigkeitsanstalten und Gefängnisse, das Erziehungswesen der höhern Stände wie
die Elementarschulen für das Volk und namentlich die Landgemeinden, Ackerbau und Ge-
werbe erfreuten sich gleichmäßiger Beachtung und verständiger Umgestaltungen. Besondere
Aufmerksamkeit ward dem Straßen- und Wasserbauwesen zu Theil; die reizenden Anlagen
im Thal der Lima bei den luchesischen Bädern entstanden damals; die Stadt verdankt
dieser Zeit und Regierung unendliche Verschönerungen. Elise verfocht die Interessen ihres
Landes gegen die französischen Anmaßungen und gegen die Machtgebote ihres kaiserl.
Bruders. — Auch der römische Fürst Borghese, der zweite Gemahl der schönen, leicht-
fertigen Pauline (Leclercs Wittwe), erhielt bedeutende Länderstrecken; und Genua
wurde gezwungen, um Einverleibung der Republik Lig urien mit Frankreich zu bitten.
Piemont, auf dcssen Rückerstattung an den ehemaligen Besitzer der Kaiser von Rußland
fortwährend gedrungen, blieb bei dem Kaiserreich.
tz. 747. Austerlitz. Wahrend die Aufmerksamkeit von ganz Europa
nach der Westküste von Frankreich gerichtet war, wo Napoleon Schiffe aller
Art mit großer Thatigkeit ausrüsten ließ und ein großartiges Heerlager in
Boulogne sammelte, um, wie man glaubte, eine Landung an der engli-
schen Küste zu linternehmen, traf er in aller Stille seine Anstalten zu dem
denkwürdigen Feldzug von 1805. Nie strahlte Napoleons Feldherrntalent
und militärisches Genie in glänzenderm Licht, als bei dem mit raschem Geist
und richtigem Blick entworfenen und mit Schnelligkeit und Glück ausgeführ-
ten Plane dieses Kriegszugs. Des Beistandes der meisten süddeutschen Für-
sten versichert, setzte Napoleon im Herbste mit sieben von den erfahrensten
Feldherren, wie Ney, Lannes, Marmont, Soult, Mürat u. A.
befehligten und aus den geübtesten Truppen bestehenden Heerabtheilungen
über den Rhein, um den in Bayern eingerückten Oeftreichern entgegen zu
ziehen. Jndeß Bernadotte, um sich mit den Bayern zu verbinden, ohne
Rücksicht auf Preußens Neutralität durch das Gebiet der Brandenbur-
gischen Markgrafschaft Anspach nach der Isar vordrang und da-
durch den schwankenden Friedrich Wilhelm Iii., der sich bisher bald den
Franzosen bald dem ihm persönlich befreundeten Kaiser von Rußland ge-
nähert, so beleidigte, daß sich dieser zur Unrechten Zeit zum Anschluß an die
Coalition entschloß, rückte Napoleon in Schwaben ein. Die Kurfürsten von
Baden, Würtemberg und Bayern verstärkten mit ihren Truppen die Heere
des übermächtigen Feindes, von dessen Gunst sie eben so viel zu hoffen als
von seinem Zorn zu fürchten hatten. Aehnliches thaten die Herzoge von
Hessen, Nassau u. A. Nach dem glücklichen Treffen, das Ney bei
Elchingen bestand, wurde der östreichische Obergeneral Mack in Ulm
eingeschlossen und von dem Hauptheer abgeschnitten. Rathlos und an aller
Rettung verzweifelnd knüpfte der unfähige, von muthlosen Edelleuten um-
gebene Feldherr mit dem Sieger Unterhandlungen an, welche die schmach-
volle Capitulation von Ulm zur Folge hatten. Durch diesen ehrlosen Ver-so. Oct.
trag geriethen 33,000 Oestreicher, darunter 18 Generäle, in Kriegsgefangen-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Elise Pauline_(Leclercs Napoleon Napoleons Napoleon Ney Marmont Soult Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Mack Oestreicher
Extrahierte Ortsnamen: Lucca Lima Genua Frankreich Europa Frankreich Boulogne Rhein Bayern Schwaben Baden Würtemberg Hessen Nassau Elchingen Ulm
395
Das französische Kaiserreich.
zu verstärken. Statt diese abzuwarten und im Verein mit ihnen und mit den
endlich schlagfertig gemachten Preußen den Feind aufs Neue anzugreisen, ließ sich
der Kaiser Franz durch den Fürsten Johann von Lichtenstein bereden, Napoleon
einen demüthigen Besuch im französischen Lager abzustatten und in einen Waf-
fenstillstand zu willigen, der den Russen die Rückkehr in ihre Heimath auf-
legte und Oestreich der Willkür des Siegers preis gab.
Um nun die feindlichen Heere, die das Land mit Kriegssteuern, Raub
und Erpressung schwer heimsuchten, schneller los zu werden, beschleunigte
die ostreichische Regierung den Abschluß des Preßburger Friedens, ob- 2ck
schon derselbe Vorderöstreich, Tyrol und das venetianische Ge-
biet von dem Reiche losriß, die Kronen von Neapel und Holland an
Glieder der bonapartischen Familie brachte und das deutsche Reich der Auf-
lösung zuführte und unter den unbedingten Einfluß des französischen Macht-
habers stellte, mit dem die Höfe von Baden, Wurtemberg und
Bayern auch noch durch die Bande der Verwandtschaft verbunden wurden.
Haugwitz, der mit Vermittelungsvorschlagen in Napoleons Hauptquar-
tier abgeschickt worden und sich nach einer lange verzögerten, langsamen Reise
hatte Hinhalten lassen, bis der entscheidende Schlag bei Austerlitz gefallen, wagte
nicht, seine Aufträge vorzubringen, sondern ließ sich ohne Genehmigung seines
Hofes theils durch die Drohungen, theils durch die gewinnende Freundlichkeit
des französischen Kaisers zur Unterzeichnung des nachtheiligen Vertrages von
Schönbrunn bewegen, worin Preußen den auf dem rechten Rheinufer gele-
genen Theil des Herzogthums Cleve, das fränkische Fürstenthum Anspach
und das Fürstenthum Neufchatel abtrat und dafür Hannover erhalten
sollte, mit der Verpflichtung, die Engländer von den Hafen der Nordsee auszu-
schließen. Umsonst sträubte sich der König gegen den Tausch, der ihn mit Eng-
land zu verfeinden drohte; durch den schnellen Abschluß des Preßburger Friedens
von Oestreich getrennt, blieb ihm nichts übrig als sich dem Machtspruche des
Siegers zu fügen.
1. Deutschland. In dem Preßburger Frieden erlangten Bayern und Würtem-
berg den Kö nigstitel mit Landessouvcrainetät, ohne daß sie jedoch aushören
sollten, dem deutschen Staatenbund (Confédération) anzugehören; der neue König von
Bayern Max I o sep h wurde für seine Anhänglichkeit an Frankreich belohnt mit dem
östreichischen Tyrol nebst B rix en, Tr id e n t u. a. O., mit dem preußischen Anspach
und mit der Reichsstadt Augsburg. Eine glänzende Bermählungsfeicr zwischen Eugen
Beau har nais, Napoleons adoptirtcm Stiefsohn , und der Tochter des Königs voll-
endete den engen Bund des bayerischen Hauses mit dem französischen Hose. Um die Fi-
nanznorh zu mindern, wurden durch den König und seinen französisch gesinnten Minister
M ontgelas viele Klöster säcularisirt. Der neue König von W ürtem b erg, der die
östreichischen Besitzungen in Schwaben nebst fünf Donaustädten und andern Gebieten er-
hielt, benutzte seine Souverainetät zur Abschaffung der alten, mit großen Rechten versehe-
nen Stände, zur Errichtung eines hohen und nicdern Adels und einer Beamtenaristo-
kratie und zur despotischen Bedrückung seiner Unterthanen. Einige Zeit nachher wurde die
edle Fürstentochtcr von Würtemberg, Katharina, an Napoleons leichtfertigen Bruder
Hieronymus vermählt, der vorher auf des Kaisers Befehl von seiner bürgerlichen Gattin
geschieden worden. Uebrigcns war der König von Würtemberg der einzige, der gegen
Napoleon und dessen Marschälle seine Würde zu behaupten wußte. — Baden, bald
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Johann_von_Lichtenstein Johann Napoleon Napoleons Oestreich Max Eugen
Beau Eugen Napoleons Katharina Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Neapel Holland Baden Wurtemberg Napoleons Rheinufer Nordsee Deutschland Bayern Frankreich Reichsstadt_Augsburg Napoleons Schwaben Würtemberg Napoleons Baden
Nov.
1807.
1809.
27. Dec.
396 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft.
nachher zum Gro ß h erz og th um erhoben, erhielt eine neue Vergrößerung durch den
östreichisch en Breisgau, die Stadt Con sta nz und andere Gebietstheile. Unter
bemalten trefflichen Karl Friedrich gelangte das Großherzogthum zu hoher Blüthc.
Der Universität Heidelberg ward der frühere Glanz zurückgegeben, den sie im
l8. Jahrhundert verloren hatte; das fra n z ö sisch e G e setz b u ch verdrängte die ver-
schiedenartigen Territorialrechte; Gewerbe, Industrie und Ackerbau fanden Aufmunterung.
Sein Enkel Karl wurde mit der von Napoleon adoptirten Stephanie Beauhar-
nais, einer Nichte der Kaiserin Josephine, vermählt. Die den Preußen abgetrotzten
Clevesch en La n de mit Wesel wurden nebst dem von Bayern abgetretenen Herzog-
thum Berg zu einem Großherzogthum umgewandelt und dem Schwager Na-
poleons Joachim Mürat übergeben, nach dessen Erhebung auf den Thron von Neapel
dieses Gebiet theils an Frankreich kam, theils dem unmündigen Sohne Ludwig Bonapar-
te's zugewiesen wurde. Am 25. März 1806 hielt der prachtliebende Reitersührer seinen
glänzenden Einzug in Düsseldorf. Das schweizerische W elf ch-N eu cn bürg (Neuscha-
tel mit Balengin), dessen Bürgerschaft einst (1707) den König von Preußen, als Erben
des Hauses Oranien, zum Fürsten gewählt, (eine Wahl, die von dem Utrechter Frie-
densvertrag gutgeheißen worden, §. 636.) wurde dem Marschall Bcrthier verliehen. —
Für das an Oestreich gefallene Erzstift S alzb urg erhielt der frühere Großherzog von
Toskana, Bruder des östreichischen Kaisers, das Fürstcnthum Würzburg.
2. Holland. Holland, von dem ehrenhaften und vaterländischen Rath spensi o-
n ar i us Sch imm e lp en nin k bisher musterhaft regiert, wurde durch Napoleons
Ränke und Drohungen dahin gebracht, daß es sich einen Napoleonidcn als König erbat.
Der französische Kaiser bestimmte dazu seinen mit Hortense Beauharnais ver-
mählten Bruder Ludwig Bonaparte. Schimmelpcnnink, der die Umwandlung Hollands
in eine conftitutionelle Erbmonarchie umsonst zu hindern gesucht, dankte ab. Die Bestim-
mung, daß nur gcbornen Holländern die Staatsämter übertragen werden sollten, ward
wenig geachtet. Im Juni 1806 zog Ludwig in sein neues Königreich ein.
3. Italien. Das Streben Napoleons, gleich Karl dem Großen eine Universalmon-
archie zu gründen und alle europäischen Staaten von Frankreich abhängig zu machen, die
Kronen als Erblehen seinen Verwandten zu übertragen und die nach französischem Fuße
eingerichtete Staatsverwaltung und Rechtspflege durch Franzosen oder französisch gesinnte
Eingeborne leiten zu lassen, kam am deutlichsten in Italien zum Vorschein. Hier wurde
nicht blos das den Ocstreichcrn entrissene venetianische Gebiet mit dem König-
reich Italien verbunden und dem B i c e k ö n i g Eugen und seinen französischen Rath-
gebern untergeordnet; sondern Napoleons Schwestern Elisa und Pauline erlangten
Erweiterungen ihrer Ländcrgebiete (jene Massa und Carrara). Bald hernach wurde auch
das zum Königreich Etrurien erhobene Toscana, dem französischen Kaiserreich
beigefügt und in drei Departemente getheilt. Marie Luise von Spanien, Vormünderin
ihres Sohnes Karl Ludwig verlor Toscana wieder, das man ihr früher als Ersatz für das
entrissene Parma verliehen hatte (§. 740). Statt eines in Aussicht gestellten neuen Kö-
nigreichs in Portugal (§. 754) erhielt sie ein Kloster zum Kerker angewiesen. Zwei Jahre
später wurde Elise Bacciochi, Napoleons Schwester, bisher Herzogin von Lucca, als
Regentin eingesetzt, war aber eigentlich nur Statthalterin des Kaisers. — Das König-
reich Neapel wurde an Joseph Bonaparte unter des Kaisers Oberlehnshcrrlichkeit
verliehen. Die Königin Karolinc, die ihren Groll gegen die Franzosen und deren
Machthaber nicht ersticken konnte, hatte beim Wiederausbruch des Kriegs, gegen den mit
Napoleon eingegangenen Vertrag, eine russisch-englische Flotte landen lassen und die
gelandeten Truppen mit Freuden ausgenommen. Da Unterzeichnete, am Tag nach dem
Abschluß des Preßburger Friedens, Napoleon in Schönbrunn das Dekret, das die berüch-
tigte Formel enthielt: „Die Dynastie der Bourbonen in Neapel hat aus-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_Friedrich Karl Friedrich Karl Karl Napoleon Stephanie_Beauhar- Josephine Joachim_Mürat Ludwig_Bonapar- Ludwig Marschall_Bcrthier Napoleons Hortense_Beauharnais Ludwig_Bonaparte Ludwig Ludwig Ludwig Napoleons Karl_dem_Großen Karl Eugen Napoleons Marie_Luise_von_Spanien Karl_Ludwig Karl Ludwig Elise_Bacciochi Napoleons Joseph_Bonaparte Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Heidelberg Wesel Neapel Frankreich Düsseldorf Toskana Fürstcnthum_Würzburg Holland Holland Napoleons Hollands Italien Napoleons Frankreich Italien Italien Etrurien Portugal Napoleons Lucca Neapel Neapel
397
Das französische Kaiserreich.
gehört zu regieren." Umsonst suchte die Königin zuerst durch eine demüthige Ge-
sandtschaft an Napoleon, dann, als diese nicht angenommen ward, durch Aufwiegelung der
Lazzaroni und Calabresen den Verlust ihrer Krone zu verhindern. Als die Franzosen ^ ^ ^
unter Joseph und Massena anrückten , flüchtete sich der Hof mit seinen Schätzen, Kostbar- izog.
keiten und Freunden nach Sicilien. Unter blutigen Kämpfen mit empörten Pöbel-
schaaren, die abermals das Leben und Eigenthum der Wohlhabenden bedrohten, nahm
Joseph Besitz von der neapolitanischen Königskrone, die er jedoch schon nach
zwei Jahren an seinen Schwager Mürat abtreten mußte, als ihn der Machtspruch des
Kaisers auf den Thron von Spanien rief. Neue Gesetze, eine neue Verwaltungssorm,
Einziehung vieler Klöster und viele den Franzosen nachgebildete Einrichtungen traten
überall ein, wo Franzosen die Herrschaft erhielten. Auch mit Pius Vii., welcher weder
den englischen Schiffen seine Seehäfen verschließen , noch der Lchnsherrlichkeit über Neapel
entsagen wollte, wurde um diese Zeit ein Streit begonnen, der nach zwei Jahren mit
dessen Gefangennehmung endigte. Vorerst begnügte sich Napoleon mit der Besetzung
einiger Festungen des Kirchenstaats und mit der Verleihung der zwischen Rom und Neapel
streitigen Gebiete von B en ev ent und Pontecorvo an Talleyrand und Ber-
n a d o t t e als Reichslehen mit dem Herzogsrang.
4. Errichtung eines neuen Lehnsadels. Französische Mar schölle.
In dem von Oestreich abgetretenen vcnetianischen Gebiete wurde eine Anzahl Reichslehen
mit beträchtlichen Einkünften gegründet und an französische Marschälle und Staats-
männer mit dem Herzogstitel verliehen. So das Herzogthum Dalmatien an Soult;
Treviso an Mortier; Rovigo an Savary; Cadore an Champagne); Istrien an Besfiercs;
Frkaul an Düroc; Belluno an Victor; Conegliano an Moncey; Feltre an Clarke;
Baffano an Maret; Vicenza an Caulaincourt; Padua an Arrighi; zu diesen Großlehen
kamen etwas später noch andere, wie Rivoli (Massena, später Herzog von Eßlingen);
Montebello (Lannes); Ragusa (Marmont); Reggio (Oudinot); Tarent (Macdonald);
Castiglione (Augereau); Valmy (Kellermann); Parma (Cambacerös); Plaisance
(Lebrün); Otranto (Fouche); Ney wurde zuerst Herzog von Elchingen, dann Prinz
von der Moskwa; Davoust Herzog von Auerstädt; Lefebvre Herzog von Danzig; Mouton
Fürst von Lobau u. A. m. — Die durch Conventionsbeschluß vom 21. Febr. 1793 abge-
schaffte Marschastwürde war von Napoleon durch Senatsconsult vom 28. Floreal des
Jahres Xii. (Juni 1804)- wiederhergestellt worden und 14 Marschälle ernannt. 1) Ber-
thier, Fürst'vonneufchatelundwagram, Ingenieur-Geograph 1766, Kriegsminister 1790,
Major-General und Viccconnetable, gestorben zu Bamberg 1. Jun. 1815, 62 Jahre alt.
2) Murat, Großhcrzog von Cleve und Berg, Soldat 1787, König von Neapel 1808,
Lieutenant des Kaisers 1812, erschossen zupizzo in Calabrien 18. Oct. 1815. 3) Moncey,
Herzog von Conegliano, Freiwilliger 1768, erster Generalinspcctor der Gendarmerie,
Gouverneur des Jnvalidenhotels, gest. zu Paris 20. April 1842. 4) Graf Jourdan,
Soldat 1778, Gouverneur des Jnvalidenhotels, gest. 23. Nov. 1833, 71 Jahre alt.
5) Massena, Herzog v. Rivoli, Fürst v. Eßling, Soldat 1775 mit dem Beinamen:
l’Enfant chori de la Victoire, gest. zu Paris 4. April 1817, 59jahre alt. 6) Augereau,
Herzog v. Castiglione, Soldat 1774, gest. zu la Houffaye 12. Jun. 1816, 59 Jahre alt.
7) Bernadotte, Fürst v. Pontc-Corvo, Soldat 1780, König von Schweden 1818, gest.
zu Stockholm im Jan. 1844. 8) Soult, Herzog v. Dalmatien, geb. 1769, Soldat
1785, Oberbefehlshaber des Boulogner Lagers 1804, Generalmarschall 26. Dec. 1847,
gest. Juli 1851 , 82 Jahre alt. 9) Graf Brune, Adjutant-Major 1791, ermordet zu
Avignon 2. Aug. 1815, 52 Jahre alt. 10) Lannes, Herzog v. Montebello, mit dem
Beinamen: 1e Roland de l’armee, Unterlicutenant 1792, tödtlich verwundet bei Eßlingen
22. Mai 1809, gest. 31., 40 Jahre alt. Ii) Mortier, Herzog v. Treviso, Hauptmann
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Joseph_Besitz Napoleon Oestreich Mortier Savary Clarke Massena Marmont Reggio Macdonald Kellermann Davoust Lefebvre_Herzog_von_Danzig Napoleon Cleve Moncey Conegliano Graf_Jourdan Bernadotte Soult Graf_Brune Montebello Roland_de_l’armee Mortier
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Spanien Neapel Rom Neapel Dalmatien Istrien Vicenza Padua Rivoli Ragusa Tarent Elchingen Ingenieur-Geograph Bamberg Neapel Calabrien Paris Rivoli Schweden Stockholm Dalmatien Adjutant-Major Avignon Eßlingen Treviso